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Biber – Spuren & Skulpturen

Biber sind Nagetiere!
Also, das wundert jetzt wohl niemanden, oder?

Biberspur an einer PappelMich jedoch hat es verwundert, als ich – da offensichtlich große Rindenstücke aus dem Stamm einer Pappel fehlten – zu hören bekam: Die armen Bäume, warum machen die Biber das?

„Äääh – weil sie Hunger haben,“ antwortete ich zögerlich, weil ich nicht genau wusste, was der Hintergrund der Frage war.
„Ach, echt – die fressen einen Baum?“ kam es überrascht zurück – und ich war mir nicht mehr sicher, wer jetzt wen ungläubig anschaute.

Daher hier kurz einige Eckdaten zum – streng geschützten, früher (wegen seines dichten Felles) ausgerotteten, mittlerweile wieder erfolgreich angesiedelten (in und um Wien soll es ja rund 200 dieser schüchternen Nager geben) – Europäischen Biber:

  • Biber leben in Einehe.
  • Eine Familie besteht aus Vater, Mutter und den Kindern der letzten 2 Saisonen.
  • Die Biberfamilie bewohnt eine Biberburg am – noch lieber im Wasser, die sie sich aus Ästen und Schlamm zusammengebastelt hat.
  • Biber fressen Pflanzen. Dabei bevorzugen sie Saftiges wie Triebe, Knospen, Krautiges, Fallobst, Ästchen und  die Rinde von Weichhölzern wie Weiden und Pappeln.

Wenn so ein saftiges Ästchen nun aber in 3 Metern Höhe auf einem Baum wächst, der Biber mit den kurzen Beinchen und den Schwimmhäuten zwischen den Zehen nicht klettern kann und rundherum auch keine Jungbäumchen als Snack herumstehen, dann überlegt so eine Biberfamilie nicht lang, …
Biberspur - Baum umgenagt… sondern legt den Baum in die Horizontale um an die schmackhaften Äste ranzukommen. Logisch, oder!

Es ist also keine mutwillige Zerstörungsaktion pubertierender Jungbiber, wenn sie so einen Baum an- und umnagen.

Für Menschen, denen beim Anblick eines Baumes in erster Linie die Worte „hübsch“ oder „mächtig prächtig“ in den Sinn kommen und nicht die Assoziation mit Futter ein „mmmmh – lecker“ den Speichelfluss anregt – für uns Menschen ist so ein angeknabberter Baum halt in erster Linie ein optisches „Problem“.

Aber … diese Spuren sind ein Zeichen dafür,

  • dass sich hier eine Biberfamilie angesiedelt hat und auch irgendwie wohl fühlt.
  • dass es hier wohl zu wenig Unterwuchs und Jungbäume gibt, die als Nahrungsquelle und Baumaterial dienen könnten.

Und irgendwie – aus der richtigen Perspektive – sind dieses Biberspuren auch recht interessante Skulpturen:

Biberspur als Skulptur

Menschen hingegen, sind auf die Idee gekommen, dass sie die Bäume vor den Nagetieren schützen könnten, indem sie den Stamm mit einem Drahtgeflecht einwickeln – eine Art Zahnspange gegen Biber und für die Bäume:

Biberspur mit ZahnspangeUnd das hat – aus welcher Perspektive mensch es betrachtet – gar nix künstlerisches an sich, oder?
Eher was Komisches!

Vermutlich lachen auch die Biber drüber – und ziehen halt ein Stückchen weiter, zum nächsten Baum …

Denn Biber sind nun mal Nagetiere – und haben Hunger!

Nebenbei: Damit sich Menschen nicht all zu sehr über Biberspuren ärgern müssen, werden (laut Wikipedia) Biberaktivitäten

  • überwacht.
  • mit einer Palette von Gegenmaßnahmen gesteuert und
  • im Fachbereich „Bibermanagement“ organisiert.

Wie wär es – als Managementprojekt – mit einer Skulpturenausstellung, um nicht nur den ökologischen Wert der Pelzträger, sondern auch deren künstlerische Zufalls-Ästethik aufzuzeigen?

Weiteres Interessantes rund um Biber findest Du in der Broschüre „Mit dem Biber leben“ [PDF, 3,4MB] aus Deutschland.